Das Wort zum Sonntag
Das
Wort zum Sonntag......will
sich doch keiner mehr anhören.
Soweit
ich das richtig in Erinnerung hatte, kam dieser Scheiß immer nach
den Nachrichten. Nachdem man 10 Minuten lang gehört hatte, dass sich
irgendwer mal wieder irgendwo in der Welt in die Luft gesprengt hat
und unzählige Opfer mit in den Tod gezogen hat, erscheint auf der
Bildfläche Person XY. Dieser ARD oder ZDF Heilige, bot sich dann in
der Regel immer an, den Moralapostel für 3 Minuten zu spielen, bevor
Rosamunde Pilcher der Welt erneut den Frieden brachte, sowie einen
Hauch von Kitsch. Ein Hauch deswegen, da ich mich bereits immer nach
20 Sekunden gefragt hab, ob ich diese 20 Sekunden Lebenszeit nicht
lieber mit Werbung vergeudet hätte. Ich glaube der
Nachrichtensprecher durfte nie das Wort zum Sonntag ergreifen, da
sein tagtägliches Erscheinen dem Wort den Glanz genommen hätte.
Vielleicht aber auch weil Moral und Monotonie in der Stimme nicht
miteinander zu vereinbaren sind, obwohl Moral ist ja mittlerweile
auch etwas monotones, immer diesselbe Leier, die Masse verschreit die
Moral, auf den Einzelnen wird eingedroschen, sobald er sich außerhalb
des Rahmens bewegt. Aber was wäre wenn wir uns mal außerhalb des
Rahmens bewegen? Bewusst. Bewusst aus der Sicherheit herausbegeben
und ein Risiko eingehen. Ja, die Monotonie durchbrechen.Auch
wenn es gerade ins Pseudo – Philosophische ausartet, will ich sagen
dass diese Worte an ganz viel Realität gebunden sind. An einem
hautnahen Prinzip von dem es heißt es sei gefährlich, man könnte
sich dabei verletzten, man kann dabei Gefahr laufen depressiv zu
werden, oder im schlimmsten Fall, ja im allerschlimmsten Fall könnte
man die Person wirklich kennenlernen, oder gar Gefühle für diese
Person entwickeln. Ich hoffe der Unmut ist nicht zu überlesen. Hier
spricht niemand aus einem verletzten Gefühl heraus sondern jemand
der resigniert. Resignation vor der Sicherheit, in die sich ein jeder
wiegen will bevor er oder sie vertraut. Denn Vertrauen bedeutet ja
immer auch ein gewisses Maß an Verletzbarkeit.Heute habe ich ein
einfaches Experiment gestartet mit einer Freundin, die an dieser
Stelle vielleicht die Anspannung verliert, weil sie weiß dass sie
gemeint ist. Nunja, auf alle Fälle hatte sie eine neue Handynummer,
doch hatte sie selbstverständlich im neuen Handy meine Nummer nicht,
also habe ich etwas probiert. Ich will noch einmal betonen, dass ich
nicht weiß was mich geritten hat, doch habe ich mich nicht zu
erkennen gegeben und habe sie per SMS aufgefordert sich mit mir
einfach so zu treffen. Ich habe ihr versichert sie würde mich
kennen, doch wolle ich meine Identität bedeckt halten bis zu dem
Treffen. Denn ich dachte mir das solch ein Treffen eine gewisse
Risikobereitschaft vorraussetzt. Ich denke in diesem Punkt sind wir
uns alle einig. Diese Risikobereitschaft wollte sie jedoch nicht
aufweisen, bis ich mich zu erkennen gebe. Das tue ich erst jetzt.
Doch was ich damit letztlich nur an einem simplen Beispiel zeigen
wollte war folgendes:Wir sind in dieser virtuell vernetzten
„sozialen“ Gemeinschaft darauf gepolt, nichts und niemandem mehr
zu vertrauen. Und da wir uns selbst am wenigsten vertrauen und
oftmals vor Überkonsum jeglicher Art, nicht mal wissen was wir
wollen, flüchten wir uns in von uns selbst geschaffene
Absicherungen. Vermeintliche Absicherungen, denn über Facebook mit
einer Person wochenlang zu schreiben oder jeden Abend mit jemandem zu
telefonieren, oder sei es der SMS Verlauf den man vor dem eigenen
Partner / der eigenen Partnerin geheimhält, all das sind mediale
Illusionen die von Menschen für Menschen geschaffen werden. Das ist
nichts echtes, denn wer zeigt schon gerne im Internet all seine
schlechten Seiten? Niemand. Wie kannst du wissen wie bestimmte Worte
gemeint sind, wenn du sie nicht hörst? Du kannst es nicht. Ohja, ich
vergaß hier kannst du es auch nicht lieber Leser, doch genau
deswegen tipp ich mir ja die Finger wund, um die Stimmung ein wenig
greifbarer zu machen. Es ist auch nicht so, dass mich das erst seit
gestern beschäftigt, denn Resignation braucht Zeit um sich
anzusammeln. Letztlich frage ich mich wo in all dem noch der Sinn
liegt, wenn keiner mehr bereit ist seine/ihre Wohlfühlzone zu
verlassen, ohne sich vorher ein paar Quadratmeter mehr Sicherheit
anzumieten. Umso mehr erfreut es dann doch, wenn mir wie am
Freitagabend auf dem Geburtstag eines guten Freundes eine Frau über
den Weg lief, welche nunja im ersten Moment wie ein LSD Schlumpf auf
mich wirkte, doch gleichzeitig erwies sie sich an dem Abend als die
Ehrlichste und Direkteste. Wieso? Weil sie mir jeden Gedanken
unverhohlen ins Gesicht sagte. So roh wie ein Gedanke nur sein kann,
spie sie ihn aus, und ich erfreute mich an ihrer Art. Ja, es war
nicht nur Vergnügen, es war ehrliche Unterhaltung.
Keine
Maske, keine Perfektion.
Wenn
ich so daran denke ist es einfach ein wenig Ehrlichkeit und
Direktheit zum Sonntag......vielleicht will das mal wieder
jemand hören. Bloß sagt es nicht dem ARD oder ZDF.
wie wahr.
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