Montag, 24. Dezember 2012

Anti Weihnachten und Weihnachten, und mittendrin ich in einer hell erleuchteten Grauzone

Während ich mir gerade einen Kakao nach dem Nächsten, natürlich mit einem genüsslichen Schuss Amaretto reinpfeife, überlege ich was mich mehr nervt. Entweder werde ich einfach nicht betrunken genug um in Stimmung zu kommen., oder mein 20. Weihnachten bannt mich nicht mehr so sehr wie die 19 Weihnachten davor. Ganz egal wie es mir geht, umgeben ist man letztendlich von Weihnachten und Anti - Weihnachten. Wenn es immer kälter wird, die ersten Menschen begreifen dass im T-Shirt rumlaufen einfach nicht mehr drin ist, sieht man sie: die Adventskalender, die Spekulatius, die Schokoladenweihnachtsmänner, all das was unserem Bauch bereits im September Vorfreude machen soll auf das sogenannte Fest der Liebe, aber MOMENT, war das nicht eigentlich der Valentinstag?
Ach, sagt man sich, das geht schon, wir haben 365 Tage, also dürfen wir mehrere Tage zum Feiern der Liebe haben. 
Also nachdem sich der Kapitalismus mal wieder des Sprichwortes "Liebe geht durch den Magen" bedient hat, und die Kassen bereits Ende September überquillen, die Nachrichten über die 3.Welt immer weniger werden, schließlich dürfen wir in der "beginnenden Weihnachtszeit" keinerlei böse Dinge hören, finden sie zusammen, die neuen Paare, die Menschen denen es zu kalt ist draußen, und lieber mit Tee oder Kakao und der Frau unter dem Arm die weihnachtlichen Abende beieinander verbringen wollen. Selbstverständlich ist es erst Oktober, die ersten Blätter fallen von den Bäumen, aber wir müssen ja planen, immer und immer wieder planen. Spontanität wird zur Todsünde. Wer planlos ist, ist unvorbereitet, unvorbereitet sein heißt nicht dazuzugehören und wer will schon den Winter allein verbringen? Derjenige sitzt am Ende noch mit einem Kakao und einem zu großen Schuss Amaretto bei seinen Großeltern. Wenn jetzt dieser Text allzu bitter angehaucht ist, so will ich gleich klarstellen, dass ich kein "Anti - Weihnachtler" bin. Diese Menschen kann ich wirklich nicht leiden, die Menschen die Weihnachten schlecht machen, nur weil sie keinerlei Freude empfinden können, weil sie meinen dieses Fest sei zu "kommerziell", oder was sie sich auch immer aus den Fingern ziehen, letztendlich sind es selten wirkliche Schicksalsschläge, die den "Anti - Weihnachtlern" das Fest vermiest. Dennoch kommen sie aus ihren Löchern gekrochen, und versuchen jeden herunterzuziehen, im winterlichen Schneeregen, den der November mit sich bringt. Man ertrinkt förmlich in diesem undefinierbaren Wetter. Zum Glück bringt die Kälte auch die fehlende Beredsamkeit mit sich, ein Grund mehr für mich den Kragen meines Mantels hochzuschlagen und das halbe Gesicht in den immer größer werdenden Schals zu vermummen. Einzig meine wachsamen Augen beobachten die Menschen, man müsste meinen sie müssten glücklich sein. Aber irgendwie nimmt die Verbitterung bei den Erwachsenen zu und die Kinder werden immer ausgelassener...Liegt es daran dass Weihnachtsgeschenke teurer werden, von Jahr zu Jahr? Der Zwang am Schenken nimmt ja auch stetig zu, also kann man auch die Preise hochschrauben. Achja bald ist ja Weihnachten, auch wenn der Adventskalender bereits zu Nikolaus komplett aufgegessen ist, also auf auf, zu diesen Massenveranstaltungen namens Shoppen. Mittlerweile werden Bauzäune aufgestellt um die Massen geordnet zum Geld ausgeben zu schicken. Irgendwie erinnert das an Massenabfertigung zu verzerrter Weihnachtsmusik. Selten so schlimme Musik gehört wie dieses Jahr in den Kaufhäusern, Schlager rauf und runter, und so soll ich in Stimmung kommen? Sicherlich nicht. 
Doch plötzlich ist es da, das laaaaaang ersehnte Weihnachtsfest. 
Mit der ganzen Familie bis in die frühen Morgenstunden essen, trinken, reden, bei Bulgaren wird das dann immer ein bisschen lauter, es werden Wetten abgeschlossen, die Karten werden rausgeholt, das soeben erhaltene Weihnachtsgeld kommt auf den Tisch, man gewinnt und verliert. Das sind alles nur Prognosen, die auf 19 Jahre langer Erfahrung aufbauen.
Erst einmal muss man Ankommen. Bei meinen Großeltern, erinnert Weihnachten immer an eine Art zweites Las Vegas. Wenn ich meine Oma frage, wie viel Strom diese ganze Deko frisst, schaut meine Oma mich an, und stillschweigend wird das Thema gewechselt um Opa nicht aufzuregen. Immer dasselbe. Dieses Jahr bin ich lieber Leser, der Ausgeschlossene, derjenige der nicht geplant hat. Eine Rolle mit der ich leben kann. Aber gleichzeitig eine Rolle, die die Liebe des Weihnachtsfestes leider nur in Maßen mit sich bringt. Ich bin weder in Weihnachtsstimmung noch boykottiere ich dieses Fest. Ich lasse es an mir vorbeiziehen und versuch etwas mitzunehmen, in meine große und weite Grauzone die grell erleuchtet ist, in diesem Sinne Frohe Weihnachten.